Theaterfestival Basel: 29.08-09.09.2018

Tijuana

LAGARTIJAS TIRADAS AL SOL | Mexico | Theater

6.9 & 7.9. > 19 UHR, NEUESTHEATER.CH

«Tijuana» nimmt das Publikum in einem dokumentarischen Experiment mit in die titelgebende Stadt in Mexiko an der Grenze zu den USA. Hautnah erzählt uns der Theaterabend von den Arbeits- und Lebensbedingungen und Schwachstellen der Mexikanischen Demokratie.

Santiago Ramíréz lebt in Tijuana, arbeitet in einer Fabrik, verdient weniger als 4 Franken pro Tag und verbringt den Abend meistens mit anderen Arbeitern in einer Bar. Für viele Mexikaner_innen am Rande der Gesellschaft sind diese prekären Lebensumstände Alltag. Sie verdienen zwar den offziellen Mindestlohn, aber ohne von ihm angemessen leben zu können.

Der Schauspieler, Regisseur und Autor Gabino Rodríguez wollte wissen, wie es ist, so zu leben. Auf der Bühne verkörpert er und erzählt er von Santiago Ramíréz, der sich sechs Monate in ein Armenviertel eingeschleust hat. Inspiriert von den Methoden Günter Wallraffs berichtet Rodríguez ganz ohne moralischen Zeigefinger von einer Performance, die über den Raum des Theaters hinausgeht.

 

Romances inciertos, une autre Orlando

NINO LAISNÉ & FRANÇOIS CHAIGNAUD | Frankreich | Tanz & Musik

8.9. & 9.9. > 19 UHR, ROXY BIRSFELDEN

Nino Laisné und François Chaignaud kreieren mit «Romances Inciertos» (Unsichere Romanzen) eine queere Hommage an die spanische Renaissance und den Barock.

Virginia Woolfs Figur des Orlando, ein Soldat, der eines morgens als Frau erwacht, ist Ausgangspunkt für diesen unkonventionellen Dreiakter, der drei bekannte Figuren des spanischen Liedguts beschreibt. Von einem virtuosen Quartett für Alte Musik begleitet, Tanzt und singt François Chaignaud von einem Mädchen, das als Knabe in den Krieg zieht, dem androgynen Erzengel San Miguel und der Zigeunerin Tarara, die weder Mann noch Frau ist. Voller Inbrunst und Kompromisslosigkeit taucht man in jahrhundertealte Traditionen ein – provozierend und distanzlos. Die Travestie öffnet viel Raum für die Behauptung, jemand anderes zu sein, und lässt so die Eindeutigkeit der Genre- und Geschlechtergrenzen zerfliessen.

Der bildende Künstler und Filmemacher Nino Laisné und der Tänzer und Choreograf François Chaignaud zeigen mit «Romances Inciertos» eine Performance, die traditionelle iberische Musik und mündlich überlieferte Romanzen zu einem sonderbaren Epos für das andere Geschlecht verwebt.

 

Rebota Rebota y en tu cara explota

AGNÉS MATEUS & QUIM TARRIDA | Spanien | Performance

5.9. > 19 UHR&6.9. > 21 UHR, ROXY BIRSFELDEN

In einer Verschmelzung aus grenzenloser Leibhaftigkeit und Stand-up-Comedy zeigt Agnés Mateus ein Solo als wilden feministischen Ritt und Tritt gegen die männliche Gewalt des Patriarchats. Wie ein spanischer Kommentar auf #metoo ist «Rebota rebota …» eine Reaktion auf Morde und Gewalt an spanischen Frauen der vergangenen zehn Jahre.

Mit derben Humor dringt Agnés Mateus in dieser Arbeit in ein männerbesetztes Terrain vor und behauptet voller Wut ihren Platz auf der Bühne zwischen grotesken Kostümen und sexistischen Witzen. Disneymärchen werden entzaubert und auf ein kümmerliches Leitmotiv zusammengestaucht: Geboren werden, heiraten, sterben – eine bittere Essenz davon, was das Leben für Frauen zu bieten hat. In ihrer Performance zergliedert Mateus den Schlendrian des Patriarchats, der allen in den Knochen sitzt. Sie fordert auf, sich endlich mit Themen der Gewalt auseinanderzusetzen, die Gleichgültigkeit abzuschütteln und die Dinge beim Namen zu nennen. Soll uns doch das Leben mit dem nackten Arsch ins Gesicht springen: «Rebota rebota y en tu cara explota».

CAMPO MINADO / MINEFIELD

LOLA ARIAS | Argentinien | Dokumentartheater

31.8 > 19 UHR & 1.9. > 20.30 UHR, THEATER BASEL (KLEINE BÜHNE

Campo Minado / Minefield» bringt die argentinische Regisseurin Lola Arias sechs Veteranen auf die Bühne, die sich im Falklandkrieg als Feinde gegenüberstanden.  Vor 36 Jahren zog Grossbritannien gegen Argentinien in den Krieg: in Schützengräben und Nahkampfgefechten, Mann gegen Mann. Der Konflikt brach durch die argentinische Besetzung der Inseln aus, woraufhin in das Vereinigte Königreich Truppen in das 12 000 Kilometer entfernte Überseegebiet schickte.

Sechs Falkland-Veteranen erzählen uns in «Campo Minado / Minefield» ihre persönlichen Geschichten mit berührender Aufrichtigkeit. Lola Arias zeigt, wie Krieg zu einem Teil individueller Lebensgeschichte wird und seziert dadurch die popkulturell aufbereitete Kriegspropaganda und die erlogenen Heldenmythen.